Flossen weg!
Der Mitarbeiter an der Kasse hatte Handschuhe an. „Daran muss man sich auch erst mal gewöhnen“,
seufzte er. „Und wissen Sie, was das Schwierigste ist? Sich nicht immer damit im Gesicht
herumzuwischen. Da merkt man erst mal, wie oft man mit den Händen an den Kopf fasst.“
Der Mann hat recht: Es ist erstaunlich, wie oft sich die Menschen mit ihrem Gesicht beschäftigen: Sie
wischen sich etwas aus dem Augenwinkel, reiben sich die Nase, kratzen sich im Mundwinkel – und all
das, nachdem sie Geld aus dem Portmonee, die Kreditkarte aus der Hülle, das Schoßhündchen vom
Boden und ihrer Begleitung hilfreich die Taschen aus der Hand genommen haben.
Keine guten Angewohnheiten in diesen Corona-verseuchten Zeiten. Es ist nötig, die Hände - die man
sich derzeit achtsam und regelmäßig und gründlich waschen muss - aus dem Gesicht zu lassen, sagen
die Fachleute, damit sich das Virus, das man möglicherweise an sich hat, nicht durch sogenannte
Schmierinfektionen über die Schleimhäute im Körper einnistet. Was seine Vermehrung zur Folge hat,
wissen wir: grippeähnliche Symptome im leichteren Fall, versagende Atemorgane und Schlimmeres
im schweren Fall – und schon wieder hat man dann Hände im Gesicht – von denen, die einen zu
retten versuchen und mit Sauerstoff versorgen. Das kann unser Gesundheitssystem nicht
hundertausendfach bewältigen. Also ...
Was uns die Warnung vor dem unbedachten Griff ins Gesicht aber noch lehren kann, ist die
Aufmerksamkeit für uns, für die anderen und für die Bewegungen unserer Seele: Nicht unbedacht
jedem Impuls nachkommen, lauschen, was wir wirklich brauchen, hoffen, dass wir das Notwendige
schon bekommen werden – und alles dafür tun, damit wir alle dies erfahren können. Es ist diese
Haltung, die Jesus meint, wenn er, wie im Lukasevangelium (12,37) überliefert, zur Wachsamkeit für
das Kommen des Herrn mahnt. Gott zeigt sich auch in der Krise. Und dort vielleicht zuerst in unserem
eigenen Herzen. Dort wird die Hoffnung geboren. Auch jetzt!
Peter Barden